GINO-Kultur
Die Kultur: Von der Kraft der Achtsamkeit
Im GINO-Universum werden die Anpassung an Veränderungen und die Gestaltung von Wandel nicht als Ausnahme, sondern als Regelfall betrachtet. Unternehmen, die dies tun, zeigen in ihren Werten, Haltungen und tagtäglichen Handlungen eine „Organisationale Achtsamkeit“, die Gesundheit, Innovation und betriebswirtschaftlichen Erfolg fördert. Unabhängig davon, ob klassische oder flache Hierarchie, selbstorganisierte Kreisorganisationen oder Start-up: Hinsichtlich der Kultur Deines Unternehmens sind alle mitverantwortlich. Besonders wenn Du neue Wege gehen willst, sind jedoch immer noch die Schlüsselkräfte und „Leader“ die am prägendsten Personen.
Der Zukunftsforscher Matthias Horx spricht von einem „Megatrend“, in dem Achtsamkeit als „Kulturtechnik der reifen Individualität in einer konnektiven Welt“ gesehen wird. Das ist zugleich die DNA des GINO-Universums.
Doch wie gelingt nun Organisationale Achtsamkeit?
Das Akronym „GINO WORKS“ liefert – angelehnt an Horx‘ Gedanken – die Antwort:
Sehen wir uns im Folgenden kurz an, was die einzelnen Elemente bedeuten:
Gesundheit denken
Das Bewusstsein für Gesundheit in der Arbeitswelt spielt in allen Facetten eine wichtige Rolle. Es existiert ein Bewusstsein für gesundheitsfördernde und -hemmende Faktoren, die regelmäßig erhoben und aus denen Entwicklungsfelder abgeleitet werden.
Interesse am Gegenüber
Menschen werden in ihrer Ganzheit und Unterschiedlichkeit gesehen und akzeptiert.
Neugier leben
Neugier leben bedeutet weise zu sein, schreibt Judith Glück in ihrem Buch Weisheit, die 5 Prinzipien eines gelingenden Lebens. Es geht darum, forschend „am Weg zu sein“ in Bezug auf Menschen und das Unternehmen, um so organisches Wachstum zu ermöglichen.
Offener Umgang mit Konflikten
„Ein Konflikt will Wandel. Er ist nicht das Problem, sondern die Chance“ . Im GINO-Universum gibt es klare Regeln für den Umgang mit Konflikten und einen klaren Prozess, um diese produktiv zu nutzen.
Im Führungsalltag unterstützen Dich folgende Leitsterne:
1. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Vertrauen entgegenbringen und ihnen Verantwortung übertragen: Durch diese entgegengebrachte Wertschätzung werden sie vermehrt versuchen, ihre Tätigkeiten ohne Fehler auszuführen.
2. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern regelmäßig Feedback geben: Wenn jemand etwas falsch gemacht hat, muss dies der Person klar kommuniziert werden, denn nur mit diesem Wissen kann sie etwas daraus lernen. Du hast auch die Möglichkeit, fixe Feedbackgespräche für eher unsichere Teammitglieder anzubieten.
3. Hinter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehen und ihnen Rückendeckung geben: Dadurch werden Menschen mutiger und probieren Neues aus. Unterläuft ihnen ein Fehler, gehen sie zudem eher zur verantwortlichen Person und bieten dieser somit die Möglichkeit, gemeinsame Lösungsansätze zu entwickeln.
4. Schuldzuweisungen vermeiden: Bei einem sub-optimalen Verlauf sollte nicht die Frage, wer daran schuld ist, im Mittelpunkt stehen, sondern die Frage, wie die Situation gemeinsam wieder geradegerückt werden kann bzw. künftig verhindert werden kann.
5. Selbst als gutes Beispiel vorangehen: Auch eigene Fehler (der verantwortlichen Person) sollten öffentlich kommuniziert werden, denn daraus können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lernen. Zudem wird dadurch bei den Beschäftigten ein offenerer Umgang auch mit ihren Fehlern gefördert.
Wertschätzung als Grundnahrungsmittel
„Echte Kultur offenbart sich in der Wertschätzung der Persönlichkeit“, meint der Kulturphilosoph Paul de Lagarde. Empathie und Wertschätzung, die sich in einer vertrauensfördernden Kommunikation auf Augenhöhe widerspiegeln und Voraussetzungen für eine gelebte Fehlerkultur darstellen, sind essenziell in der GINO-Kultur. Das Bedürfnis nach mehr Wertschätzung war zentral bei unserer Evaluierung der psychischen Belastungen in Abschnitt 6.4.1. Wertschätzendes Verhalten hält gesund und sollte deshalb unbedingt Teil des Arbeitsalltags sein.
Die Etablierung einer „Das ist gut gelungen“-Kultur ergänzt die Fehlerkultur und bereitet ihr den Boden. Weil nichts gesagt einfach nicht genug gelobt ist.
Offenheit
Gute Teams erkennen wir daran, dass wenig von dem, was sie denken, zurückgehalten wird. Davon profitieren das Unternehmen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichermaßen: das Unternehmen, weil so Kreativität des Teams gefördert wird, und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weil sie ihre Gedanken frei äußern können, ohne Angst vor Diffamierung und Abwertung. Offenheit fördert Kongruenz und ist selbstverständlich im GINO-Universum. Check-ins und Danke-Runden (siehe Toolbox) fördern Offenheit.
Respekt und Fairness bei Mitarbeitern und Führungskräften
Radikaler Respekt ist der Stoff, aus dem die GINO-Kultur besteht, unabhängig davon, ob Hierarchieebenen existieren. Führung im GINO-Universum lebt zudem vorbildhaft die eigenen Stärken, bekennt sich zu eigenen Schwächen und stellt sich auch dadurch bewusst nicht über die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern begegnet ihnen auf Augenhöhe.
„Kräftige Menschen brauchen keine Macht, kraftlose Menschen missbrauchen Macht“ , und so ist „die neue Autorität“ mehr als ein bloßes Schlagwort:
Durch permanente Reflexion des eigenen Verhaltens legen Unternehmen den Grundstein für ein transformationales Führungs- und Menschenverständnis, in dem die Leitung ebenso wie jedes Teammitglied als kräftiges Vorbild wirkt. Damit kannst auch Du die Kultur des GINO-Universums bewusst gestalten: als präsente Persönlichkeit, die inspiriert, motiviert, vertraut, Verantwortung teilt, delegiert, umsetzungsstark kommuniziert und als Coach und als Ermöglicher für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da ist. Die nachstehende Grafik verdeutlicht die höhere Flexibilität der neuen, geteilten Autorität im bewegten Umfeld der VUCA-Welt im Gegensatz zur starreren Top-down-Führung.
1. „Störungen haben Vorrang“: Dieser vielzitierte Grundsatz der Psychoanalytikerin Ruth Cohn bedeutet, dass Konflikte oder Störungen sofort angesprochen werden. Die Umsetzung in der Praxis ermöglicht eine Kultur der Auseinandersetzung mit Unterschieden, in der Absicht, gemeinsam daran zu wachsen. Hierbei unterstützt das Modell der
2. Transaktionsanalyse : Die Transaktionsanalyse kennt, vereinfacht gesagt, ein kritisches und fürsorgliches Eltern-Ich sowie drei verschiedene Kind-Ich-Zustände (frei, angepasst und trotzig). Im Mittelpunkt steht jedoch das Erwachsenen-Ich. Nur aus der Erwachsenensicht sind Konflikte nachhaltig lösbar. Spricht beispielsweise Kollegin A in der Rolle des kritischen Eltern-Ich („Das darfst du nicht“) mit Kollege B, schaltet dieser möglicherweise in den Trotziges-Kind-Modus. Ziel einer reifen, gelungenen Kommunikation auf der Erwachsenen-Ich-Ebene ist es, ruhig die Sach- und Emotionslage aus der eigenen Sicht zu beschreiben. Dies schafft ein Bewusstsein für
3. Reiz-Reaktion-Muster und bedarf einer fortwährenden Selbstreflexion. Viktor Frankl beschreibt diesen bewusst wahrgenommen und gestalteten Raum zwischen einem Reiz (die Bemerkung der schlecht gelaunten Kollegin) und der eigenen Reaktion darauf („zurückschnauzen“ oder einen Kaffee anbieten) als Raum von Freiheit, Entwicklung und des Lernens. Daraus resultiert
4. Gewaltfreie Kommunikation , in der klar zwischen Beobachtung, Gefühl und den daraus entstehenden Bedürfnissen und Wünschen unterschieden wird. Sie trägt zu einer wertschätzenden Kultur bei.
Sinn und Wert für Gesellschaft und Mensch
Sinn und Zweck einer Organisation sind zentraler Leitstern und erleichtern Entscheidungen. „Neue Impulse verändern Lebens- und Arbeitswelten“ ist beispielsweise der Sinn unserer Organisation DIEBERATERINNEN. Die Auseinandersetzung mit der Bedeutung des Sinns für Gesellschaft und Menschen ist im GINO-Universum ein dauernder Prozess. Indem wir immer wieder in die evolutionär wachsende Organisation „hineinhören“, können die darin arbeitenden Menschen ihre Identifikation mit dem Sinn stärken, spielerisch damit umgehen und ihn weiterentwickeln.
Zu Beginn des Kapitels haben wir dir die achtsame DNA des GINO-Universums beschrieben.